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Bildung für alle
Jedes Kind sollte zur Schule gehen. Und jeder, der will und die notwendigen Leistungen erbringt, sollte studieren können. Und das überall auf der Welt. Ist das nur ein schönes Ideal? Vermutlich, wenn die Erreichung dieses Zieles nur den Regierungen überlassen wird. Aber was wäre, wenn sich viele kleine Initiativen überall auf der Welt dafür einsetzen, dass Bildung für alle Realität werden kann? Könnten wir dem Ziel dann nicht näher kommen?
Es gibt viele verschiedene Gründe dafür, dass Menschen keinen Zugang zur Bildung haben. Für die einen ist die nächstliegende Schule einfach nicht zu erreichen. Für andere ist Bildung schlichtweg nicht bezahlbar, oder es stehen nicht genügend Schul- oder Ausbildungsplätze zur Verfügung. Manche wiederum haben zwar theoretisch die Möglichkeit, zur Schule zur gehen, tun dies aber aus verschiedenen Gründen nicht.
Eine Lösung, um mehr Menschen das Lernen zu ermöglichen, ist heutzutage naheliegend: das Internet. Jeder, der über einen Internetzugang verfügt, kann lernen. Diese Möglichkeit wird bei der Erwachsenenbildung schon häufig genutzt, bei der für Kinder bisher noch weniger. So stellen im Rahmen von MOOC’s (Massive Open Online Courses) viele Hochschulen Kurse kostenfrei zur Verfügung, teilweise sogar ganze Studiengänge. Zwar sind die Prüfungen und Zertifikate am Ende der Kurse oder Studiengänge meist nicht kostenlos, doch teilweise können dann Stipendien bei der Finanzierung helfen.
Konkrete Lösungen statt vieler Theorien
Nun haben die meisten Menschen auf der Erde nach wie vor keinen Internetzugang. Dann geht es häufig vor allem darum, ihnen Kompetenzen zu vermitteln, die ihnen ein selbständiges Leben ermöglichen. Viele Initiativen widmen sich dieser Aufgabe. Bei Kindern, die beispielsweise in schwer zugänglichen Gebieten, in Rotlichtvierteln oder sogar auf der Straße leben, heißt das Motto dann oft: Wenn die Kinder nicht zur Schule kommen können, dann kommt eben die Schule zu ihnen – ob auf Booten, mit Bollerwagen oder durch Lese-Initiativen in Flüchtlingslagern. Die vermittelte Bildung umfasst dann nicht immer alle klassischen Fächer, sondern vor allem die Kompetenzen, welche die Kinder in ihrer konkreten Umgebung für ein besseres Leben oder auch schlicht zum Überleben benötigen. Dabei können dann zum Beispiel Gemüseanbau oder Nähen wichtiger sein als Europäische Geschichte und Frauenrechte wichtiger als Physik. Und auch ein Schulabschluss ist dann nicht immer unbedingt das Ziel.
Bildung für alle bedeutet demnach eine große Anpassungsfähigkeit an die Gegebenheiten vor Ort und Fragen wie: Welchen konkreten Bedarf gibt es in der Region? Wie sieht die Infrastruktur aus? Welche Probleme müssen vorranging gelöst werden? Welche Kompetenzen benötigen die Menschen am dringendsten? Und wie kann Bildung zur Entwicklung einer funktionierenden Gesellschaft beitragen?
Bildung für alle bedeutet also nicht unbedingt, alle mit den gleichen Bildungsinhalten zu versehen, sondern kann auch bedeuten, mit einfachen und kreativen Mitteln lokale Lösungen für die Menschen und das Gemeinwesen vor Ort zu entwickeln.
Häufig sind Online-Kurse auch eng mit der konkreten Anwendbarkeit des erlernten Wissens verknüpft. Denn durch die freie Zusammenstellbarkeit der Inhalte kann sich jeder zu jeder Zeit genau das heraussuchen, was er gerade benötigt. Für den Lernprozess scheint das von Vorteil zu sein, denn Untersuchungen haben gezeigt, dass vor allem das Wissen dauerhaft ist, das konkret angewendet wird. Zudem tragen Online-Formate der Individualität von Lernprozessen Rechnung, denn jeder Mensch hat einen eigenen Lernrhythmus und eigene Stärken und Schwächen. Bei online verfügbaren Inhalten kann der Lernende Dinge, die er schon beherrscht, überfliegen oder vorspulen, und sich andere so oft (und häufig in unterschiedlichen Variationen) ansehen, bis er sie verstanden hat.
Es sind nicht die Menschen, die sich an die Bildung anpassen muss, sondern die Bildung an die Menschen und ihre Begebenheiten.
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