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Vom Online-Wissen zum Online-Lernen
Jedes Lernthema ist inzwischen mit Texten und Videos hundertfach im Internet repräsentiert. Doch nun geht es um die Frage, wie wir mit diesen Daten umgehen und wie wir das Internet nutzen können, um Lernprozesse zu verbessern.
Eine Zeit lang stand bei der Nutzung von Online-Inhalten in der Schule die Idee des sogenannten „Flipped Classrooms“, des umgekehrten Klassenzimmers, im Mittelpunkt. Das hieß nichts anderes, als dass sich die Schüler zu Hause – online – die Inhalte ansehen konnten und die Zeit in der Schule für Fragen, Aufgaben, Erklärungen und ein vertieftes Verständnis genutzt wurde. Mittlerweile stehen online jedoch auch komplette Lernpfade zur Verfügung, und das Klassenzimmer wird eigentlich nur noch benötigt, damit sich die Lernenden untereinander bei schwierigen Themen unterstützen können oder damit Lehrende eine bestimmte Richtung vorgeben bzw. zusätzliche Inputs geben können.
Auch an den Universitäten boten Online-Kurse lange Zeit einfach Wissen mit einer großen Bandbreite an Austauschmöglichkeiten an. Der Nachteil war, dass die freie Verfügbarkeit zu jeder Tages- und Nachtzeit nicht unbedingt strukturiertes Lernen beförderte. Heute sind die meisten Massive Open Online Courses einem bestimmten Zeitplan unterworfen und vereinen Videos, Texte, Diskussionen und Tests in vorgegebener Reihenfolge. Die Didaktik ist also im Internet angekommen. Die digitale Struktur ermöglicht bei Tests (z.B. durch multiple choice) sofortige Rückmeldungen über Richtig oder Falsch, was von großem Vorteil ist, da im Moment der Beantwortung einer Frage auch das Interesse dafür, ob die Antwort richtig ist oder nicht, am größten ist.
Individueller Lernrhythmus wird berücksichtigt
Häufig sind Online-Kurse auch eng mit der konkreten Anwendbarkeit des erlernten Wissens verknüpft. Denn durch die freie Zusammenstellbarkeit der Inhalte kann sich jeder zu jeder Zeit genau das heraussuchen, was er gerade benötigt. Für den Lernprozess scheint das von Vorteil zu sein, denn Untersuchungen haben gezeigt, dass vor allem das Wissen dauerhaft ist, das konkret angewendet wird. Zudem tragen Online-Formate der Individualität von Lernprozessen Rechnung, denn jeder Mensch hat einen eigenen Lernrhythmus und eigene Stärken und Schwächen. Bei online verfügbaren Inhalten kann der Lernende Dinge, die er schon beherrscht, überfliegen oder vorspulen, und sich andere so oft (und häufig in unterschiedlichen Variationen) ansehen, bis er sie verstanden hat.
Worin liegen jedoch die Risiken dieser Entwicklung? Bei allen Vorteilen scheinen Online-Lernformate nicht für jeden das Richtige zu sein. Manche Kinder und auch Erwachsene benötigen das konkrete Gegenüber besonders stark, um zu lernen. Das Lernen durch das Internet sollte also nie vollständig die Anwesenheit von Lehrenden ersetzen. Denn Lehrer oder „Coachs“ können das, was Online-Kurse nicht können: Den Lernenden ermutigen, immer wieder Aufmerksamkeit einfordern, spezielle Schwierigkeiten berücksichtigen, die Erfahrung von Gemeinschaft bieten und auch Dinge wie Lachen, Enttäuschung und Wut, die zu jedem Lernprozess dazugehören, in das Lernen integrieren. Eine optimale Lernumgebung benötigt beides, den Austausch in der Gemeinschaft und die Möglichkeit des individuellen Lernens, das durch Online-Formate unterstützt werden kann.
Das aufbereitete Wissen online wird um Aufgaben und Reflexion ergänzt, um Lernwege zu kreieren.
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